„Eigentlich war das so gar nicht geplant“, so Jana Reiners, Gruppenleitung der Seniorentagesstätte der Gemeinnützigen Werkstätten. Sie hatte vor 15 Jahren privat einen kleinen Wald gepachtet, der Eseln und Pferden ein schönes Zuhause bieten sollte. Dann kamen die Anfragen, ob das Waldgrundstück nicht auch für andere Zwecke genutzt werden kann.
Seit etwa drei Jahren führen auch die Gemeinnützigen Werkstätten unter anderem im Rahmen der Seniorentagesstätte immer wieder Projekte im Wald durch, bei denen Menschen aus verschiedenen Sozialräumen zusammenkommen, um gemeinsam etwas für die Natur zu erarbeiten und sich so ein stückweit näherkommen.
In einem der zahlreichen Projekte kamen Jugendliche aus der jugendforensischen Abteilung der Karl-Jaspers-Klinik mit beeinträchtigten Senioren der Gemeinnützigen Werkstätten zusammen um für einen ortsansässigen Kindergarten ein Memory aus Ton zu bauen. Die gestalterische Arbeit und das Miteinander in der Natur hat Barrieren abgebaut und zu einem respektvollen Umgang geführt.
Zusammen mit Kindergartenkindern eines Waldkindergartens haben die Senioren der Seniorentagesstätte eine Bienenwiese angelegt und ein Insektenhotel restauriert. Dabei habe die Beeinträchtigung der Senioren und Seniorinnen keine Bedeutung gehabt, so Reiners. „Es war so, als wenn Oma und Opa etwas mit ihren Enkeln machen“, lacht sie.
Durch großzügige Spenden von verschiedenen Einrichtungen konnten Sitzmöglichkeiten und eine rollstuhlgerechte Toilette angeschafft, sowie eine Bienenwiese angelegt werden. Mit den Jahren ist auch die Zahl an freiwilligen Helferinnen und Helfern gewachsen, die jeden Tag Hand anlegen und sich um die dort lebenden Tiere und den Wald selbst kümmern.
„Wenn man Inklusion will, muss man vor die Tür gehen“, sagt Yvonne Ahlers-Wilkens, Mitarbeiterin der Gemeinnützigen Werkstätten und Projektmitstreiterin. „Man darf nicht nur im eigenen Brei rühren, sondern offen sein für Projekte, die verschiedene Menschen zusammenführen. Nur so kann Inklusion gelebt werden.“
So ist im Laufe der Jahre der „Wald der Möglichkeiten“ entstanden und versteht sich als Begegnungsort für Natur, Mensch und Tier. „Der Wald, mit seiner Vielfalt, hilft hier Barrieren zu brechen, Interesse zu wecken und Brücken in Richtung Inklusion zu bauen“, so Reiners.
Der „Wald der Möglichkeiten“ der Gemeinnützigen Werkstätten wurde als offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt im Rahmen des Sonderwettbewerbs „Soziale Natur – Natur für alle“ ausgezeichnet. Die Würdigung nahm Stephan Albani (MdB) vor. Die Auszeichnung wird vorbildlichen Projekten verliehen, die mit ihren Aktivitäten auf die Chancen aufmerksam machen, die die Natur mit ihrer biologischen Vielfalt für den sozialen Zusammenhalt bietet.
Bild: GWO
Die UN-Dekade Biologische Vielfalt
Die Vereinten Nationen haben den Zeitraum von 2011 bis 2020 als UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgerufen, um dem weltweiten Rückgang der Naturvielfalt entgegenzuwirken. Ein breit verankertes Bewusstsein in unserer Gesellschaft für den großen Wert der Natur ist eine wichtige Voraussetzung. Die UN-Dekade Biologische Vielfalt in Deutschland lenkt mit dem Sonderwettbewerb „Soziale Natur - Natur für alle“ den Blick auf die Chancen, die die Natur für den sozialen Zusammenhalt bietet. Ausgezeichnet werden vorbildliche Projekte an der Schnittstelle von Natur und sozialen Fragen, die zeigen, wie konkrete Maßnahmen praktisch aussehen.
Über die Auszeichnung von Projekten entscheidet eine unabhängige Fachjury, an der Vertreter/innen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen beteiligt sind. Die UN-Dekade Fachjury tagt zweimal im Jahr. Zur Beteiligung am Wettbewerb bestehen keine Fristen. Eine entsprechende Bewerbung als UN-Dekade-Projekt erfolgt online bei der Geschäftsstelle UN-Dekade Biologische Vielfalt unter www.undekade-biologischevielfalt.de.
Der Begriff „biologische Vielfalt“ umfasst die Vielzahl der Tier- und Pflanzenarten sowie die Vielfalt der Mikroorganismen und Pilze. Einbezogen wird auch die genetische Vielfalt innerhalb der Arten, die sich bei Pflanzen in den verschiedenen Sorten wiederspiegelt und sich bei Tieren mit den Rassen verbindet. Aber auch die verschiedenen Lebensräume und komplexe ökologische Wechselwirkungen sind Teil der biologischen Vielfalt. Die Biodiversität ist Voraussetzung für das Funktionieren der Ökosysteme mit ihren verschiedenen Ökosystemleistungen.
Ansprechpartner bei der Geschäftsstelle UN-Dekade Biologische Vielfalt:
Arno Todt (Projektleitung)
Geschäftsstelle UN-Dekade Biologische Vielfalt
c/o nova-Institut GmbH
Industriestraße 300
Gebäude 611
50354 Hürth
Telefon: 02233-481463
geschaeftsstelle@undekade-biologischevielfalt.de
www.undekade-biologischevielfalt.de
Weitere Infos zu dem Wettbewerb zur UN-Dekade unter:
www.undekade-biologischevielfalt.de